Mein Junkie-Hund

15.09.2015 12:17

Jeder Hundebesitzer kennt das, dass sich Angewohnheiten, Charaktereigenschaften aber auch Ängste bei unseren Hunden mit zunehmendem Alter zu verstärken scheinen.

Wenn man darüber nachdenkt, ist das ein ganz normaler Vorgang. Ein junger Hund wird durch seine Umwelt geprägt, entwickelt seinen Charakter und auch seine Angewohnheiten und im Laufe der Zeit festigt sich seine Persönlichkeit immer mehr, so dass sich eben auch die Gewohnheiten immer mehr festigen.

Bei meinem Pepper ist das auch so. Im Urlaub bin ich nun aber an einen Punkt gekommen, wo mein Hund mich diesbezüglich doch überlistet hat.

Aber von vorn:

Mein Pepper als Border Collie ist bekanntermaßen ein kleines (oder großes) Arbeitstier. Auch wenn er als Boder Collie doch ein eher gemäßigtes Temperament an den Tag legt, will er doch beschäftigt sein.

Sein angeborener Hütetrieb war mir als er jung war ganz recht, denn ich konnte den Hütetrieb sehr gut auf sein Bällchen umlenken und so war der Ball ein unverzichtbares Utensil in der Hundeerziehung. Im Laufe der Zeit kamen noch mehr Beschäftigungstools dazu, aber Bällchen werfen war immer das größte für ihn.

Irgendwann war dann die Erziehung des Hundes abgeschlossen. Pepper ist bis zum heutigen Tag ein sehr gehorsamer Hund.

Je älter und souveräner er in alltäglichen Situationen auch wurde, so merkte ich zunehmend, dass er, sobald er sein Bällchen sah, zu einem richtigen Junkie wurde. Er war nur noch ferngesteuert. Nahm nichts mehr um sich herum wahr, nur noch den Ball. Er machte draußen sein Geschäft nicht, er schnüffelte nicht, auch andere Hunde interessierten ihn nicht mehr. Er stand wie unter Strom und wie bei einem Drogenabhängigen weiteten sich seine Pupillen wenn er sein Spielzeug sah.

Das ging so weit, dass er nicht mehr Hund sein konnte, weil er – egal was man in die Hand nahm – sofort unter Strom stand.

Ich hatte das Gefühl, dass das nicht gut für ihn ist und suchte mir Rat bei einem Fachmann. Dieser bestätigte mir meinen Eindruck und empfahl mir, ihn komplett auf Entzug zu setzen. Kein Bällchen, Stöckchen, Kong etc mehr. Es wird nichts geworfen. Nicht einmal in die Hand genommen.

Weiterhin durfte er mit dem Pferd ins Gelände gehen und unsere Ziegen hüten. Das löste erstaunlicherweise nicht diese Reaktion bei ihm aus.

Diesen Entzug haben wir nun seit einiger Zeit schon durchgezogen und es klappt auch sehr gut. Nach einer Weile wurde er wieder entspannt und benahm sich wieder, wie jeder andere Hund auch.

Nun waren wir dieses Jahr wieder in Kroatien in Urlaub. Wie jedes Jahr war Pepper die meiste Zeit im Wasser und hat geplanscht.

Leider lässt es sich nicht verhindern, dass Kinder die im Wasser sind spielen und auch spritzen. Das hat seine alte Sucht wieder geweckt und er war nur noch damit beschäftigt, spritzende Kinder zu suchen, um die Watterstropfen fangen zu können.

Sofort war er wieder drin in den alten Verhaltensmustern.

Da es kaum möglich ist, badende Kinder vom Spritzen abzuhalten, haben wir unseren Strand gewechselt, um dieser Situation möglichst aus dem Weg zu gehen. Mein Gedanke dabei war: keine spritzenden Kinder, kein zwangsgesteuerter Hund. Dabei habe ich aber die Rechnung ohne meinen klugen Hund gemacht.

Als er keine Kinder mehr finden konnte, die Wasser spritzten, hat er kurzerhand selbst begonnen Wasser zu spritzen. Er ist im Wasser Kreise geschwommen und hat mit den vorderen Pfoten dabei immer aus dem Wasser gepatscht, so dass das Wasser hoch gespritzt ist und hat diese Tropfen dann mit der Schnauze wieder gefangen.

Nun war ich an einem Punkt, der sehr schwierig für mich war. Wir hatten eine Hitzewelle mit 40°C. Ich konnte den Hund nicht den ganzen Tag an Land lassen. Aber im Wasser wurde er dadurch sofort wieder zwanghaft.

Den Rest vom Urlaub habe ich also tatsächlich damit verbracht, meinen Hund auf der Luftmatratze durchs Wasser zu schieben, dass er eben nicht „planschen“ kann.

Ich wusste mir nicht anders zu helfen.

Ich finde diese Entwicklung sehr sehr schade, denn er war immer ein sehr begeisterter Wasserhund.

Durch diese Zwangshandlung geht ihm aber der komplette Spaß wieder verloren. Er steht komplett unter Strom, die Pupillen weiten sich, er handelt nur noch zwanghaft und würde vermutlich Kreise schwimmen, bis er absäuft.

Inzwischen sind wir ja wieder Zuhause und alles ist wieder gut. Aber schade finde ich das trotzdem.