Beim Tierarzt im Wartezimmer

02.03.2015 10:32

Sorry Leute, dass ich so lange nichts mehr geschrieben habe. Aber nach unserem USA-Urlaub ging sofort die Faschingssaison los. Da war keine Zeit zum Durchatmen.

Da ich aber letzte Woche mit meiner Katze beim Tierarzt war und im Wartezimmer einige Zeit zubringen musste, fand ich dort wieder jede Menge Input und Inspiration für nen neuen Artikel.


Im Wartezimmer waren hauptsächlich Hunde vertreten. In allen Größen und Rassen. Was ich da wieder gesehen habe, ließ mir teilweise die Haare zu Berge stehen. Ich bin aufs neue schockiert, wie wenig Hundeverstand so manche Menschen mit sich führen.

Ein besonders schönes Beispiel war eine komplette Familie: Vater, Mutter, Teenytochter und zwei Chihuahuas. Die Familie hat sich ständig umgesetzt. Alle fünf Minuten suchten sie sich einen anderen Sitzplatz. Dabei durfte einer der beiden Hunde tatsächlich mit seinen eigenen Beinen von einer Stuhlgruppe zur anderen gehen, der andere Hund trohnte auf Vaters Arm. Letztlich fand die Familie einen Platz neben der Eingangstüre, der anscheinend genehm war, denn dort blieben sie dann sitzen. Jedesmal wenn nun ein anderer Hund die Praxis betrat oder verließ, fingen die beiden Chihuahuas an ein Riesenspektakel zu vollführen. Das war mit einem schlichten "ankläffen" nicht getan. Da wurden Zähne gefletscht und richtig böse gekeift und gesabbert. Die Tochter hob dann jedes mal den Hund der auf dem Boden saß, wie eine Handtasche am Geschirr hoch und redete auf ihn ein, während das kleine Monster fleißig weiter die fremden Hunde ankeifte. Der andere Vierbeiner saß ja sowieso schon auf Papas Arm. Aus dieser Position lässt sichs ja sowieso leicht dicke Backen machen.

Als das Theater einmal ganz besonders schlimm war, versuchte die Tochter dem kleinen Rüden das Maul zuzuhalten, woraufhin dieser prompt zubiss. Sie blutete an der Hand und bekam daraufhin sofort von Papa nen Anschiss, wie sie auch dem Hund Gewalt antun konnte. Daraufhin nahm er also auch noch den zweiten Hund auf den Arm und bedauerte ihn ausgiebig.

Ich saß gegenüber und war spach- und fassungslos über so viel Hundeverstandlosigkeit.

Ein anderer Hund, ein mittelgroßer Mischling, war mit seinem Frauchen da und hatte ganz offensichtlich furchtbare Angst. Möglicherweise lag das daran, dass Frauchen diese Angst auch noch forcierte, indem sie ihren Hund ausgiebig bedauerte und ununterbrochen vollquatschte und Löcher ins Fell streichelte. Dieses eintönige Mantra ging selbst mir nach kürzester Zeit auf die Nerven. (Vielleicht hat sich die Chihuahuafamilie deshalb umgesetzt???)

Ein anderer Mann mit einem völlig überdrehten Schäferhund zog den Hund non stop auf. Das arme Tier war total aufgedreht und ruhelos. Wenn er sich dann doch mal hinlegte, zog der Besitzer sofort an der Leine und stresste weiter:" Hey.....gscht... auf... komm.....pass auf.....was ist..... komm". Ohne jedlichen Sinn und Verstand. Dieser Hund hat mir unglaublich leid getan.

Es gab aber auch zwei Hunde mit ihren Herrchen die richtig schön anzusehen waren. Zunächst eine amerikanische Bulldogge. Der Rüde war schon im Wartezimmer als ich dort ankam. Er lag gechillt auf dem Boden, wenn etwas um ihn herum passierte, hob er den Kopf, beobachtete aufmerksam was da vor sich ging und legte dann den Kopf wieder ab. Als einmal etwas Aufregung im Wartezimmer ausbrach stand er auf und betrachtete die Situation aus seiner erhöhten Position (er war mit Abstand der größte Hund). Herrchen streichelte ihm nur kurz über den Rücken und sagte leise zu ihm, dass alles in Ordnung ist und schon legte er sich auf Kommando wieder ab. Als dann ein mittelgroßer Hund kam und unbeding mit ihm spielen wollte stand er nochmal auf, schaute zu Herrchen, holte sich dort die Erlaubnis ab und ging dann ganz vorsichtig auf den kleineren Hund zu und ließ sich beschnüffeln. Ich glaub das war der coolste Hund der Welt.

Das zweite angenehme Paar war ein Mann mit einer englischen Bulldogge, 15 Wochen alt. Der kleine Hund war seinem Alter entsprechend aufgedreht, wollte alles und jeden begrüßen, vollfreuen und ablecken. Der Besitzer war total gelassen, brachte ihn immer wieder zum Sitz, versuchte ihn zur Ruhe zu bringen und hatte trotzdem viel Verständnis für das junge, ungestüme Wesen des Welpen. Er lobte ihn aber an den richtigen Stellen und schaffte es, die Aufmerksamkeit des jungen Hundes auf sich zu lenken und ihn herunter zu holen. Das hat er auf eine wunderbar ruhige und souveräne Art und Weise gemacht. Ich bin sicher, dieser Hund wird einmal ein wunderbar erzogener Partner werden.

Ich habs mir inzwischen abgewöhnt, mich in Erziehungsfragen einzumischen. Es bringt nichts, die meisten Menschen sind unbelehrbar. Da freue ich mich viel lieber an zwei solch wunderbaren Hunden wie die beiden Bulldoggen und versuche alle anderen aus meinem Kopf zu verbannen.